Ankunft in Arcachon oder Kurze Selbstbespiegelung eines risikobereiten Sommerfrischlers

Aaaaaah. Auf der Hotelterrasse des Les Bains d’Arguin in Arcachon lässt Rod die Sache erstmal langsam angehen. Ja, Urlaub dort, wo der algenfrische, salzige Atlantikduft die edlen Weinreben des Médoc zwischen rauschenden Kiefernwäldern küsst. Meine Fresse. Hier, mit Blick auf die gleißenden Segel, auf die herrliche Joy wartend. Die noch schnell den Proviant zusammenkauft für die nachmittägliche herrliche Bootstour. Und dann dieser herrliche Apfelstrudel hier und dieser herrliche Espresso und… Scheiße, was soll denn dieses Dosenbier an so einem perfekten Ort?! Aber da kommt auch noch ein alter, stinkender Penner aus dem Gebüsch, krallt sich die Dose und… blöd gelaufen. Gerade jetzt streikt Rods Kamera. Nur gut, dass er die unwahrscheinliche Szene vor dem Auftritt des Penners festgehalten hat, sonst würd’s ihm wieder keine Sau glauben. Nicht mal Joy.

Nicht Mona Lisa

21 Gedanken zu „Ankunft in Arcachon oder Kurze Selbstbespiegelung eines risikobereiten Sommerfrischlers

  1. Sorry, aber die Geschichte, so rührend sie ist, kann nicht stimmen. Ganz deutlich ist auf der Birell-Dose zu lesen: „Nealkoholiché pivo“. Niemals würde ein Russophiler (buchstäblich) wie Phorky auf diesen Schwindel hereinfallen!

    • [Ein Bild lügt nicht, man muss nur sehen können.] In der Tat ist die Geschichte ja so verrückt und unglaubwürdig, dass ich inzwischen auch der Ansicht zuneige, Rod flunkere vielleicht ein wenig? Ne?

  2. Ich sag’s ja: Die Autopoietiker sind sogar zu blöd, um ein Foto richtig zu faken! Traurig, dass dieser Archipel von Stümpertum und Stumpfsinn über die Weltmeere der Information treibt, während mein Roman „Galathea Perfecta“ („Roman“ wie in „Roman-Abramowitsch-Jacht“) in meiner schönsten Schreibtischschublade vor sich hin vergilbt, den Augen der Menschen entzogen … Mein Flehen dringen an Euer Ohr: Schaltet endlich ab diesen schauderhaften Schund! Verlasst den Irrweg, über den Ihr stolpert wie geblendete Gehörlose! Kehrt heim ins Schweigen, in jene dunkle Nussschale, wo ihr hingehört … oh, Augenblick! Mein Therapeut ruft gerade an. Später mehr!

  3. Mal eine ernster gemeinte Frage ins fröhliche Rund: Sollten wir nicht zurück zum Start und uns mal für ein PROJEKT stark machen, an dem dann jedeR seinen Bedürfnissen und Fähigkeiten gemäß (ist das nich sogar marxologisch?) herumschrauben könnte? Das Autodingens verkommt doch so, also ohne metepsilomatisches Konzept, irgendwie zum pubertären PAPPNASENBALL. Oder war genau dies unser Projekt? Oje, dann hätt‘ ich’s nur vergessen…
    Tschö

    • Lieber Tom,

      ein Programm haben wir ja eigentlich, bzw. fing es damit an. Vielleicht ist das Problem dieses Konzeptanwurfes dass er im wesentlichen negativ, verneinend war. Dagegen sein können wir Autopoietiker wohl auch schon ganz gut, besonders gegen uns selbst, aber wofür stehen wir eigentlich? neueste Innovation, avancierteste Avantgarde, oda was?
      Im Ernst mir ist das nicht klar, weiß auch nicht ob es ein „umfassendes Programm für unser literarisches Bloggen“ geben sollte.
      – Durchgehende Thematiken gibt’s ja schon.. aber dass dir Dosenbier da auf Dauer was doof-dünn erscheinen könnte, kann ich nur zu gut nachvollziehen.

      Salu2,
      Phorky

    • Man wächst mit jedem Projekt (ich bin dabei). Aber ich möchte nicht standardisiert werden. Man sollte schon erkennen, dass hier unterschiedliche Menschen schreiben. Keine Idioten, aber auch keine Perfektionisten. Eben Menschen mit Stärken und Schwächen.

    • Nee, versteht mich nicht falsch, Freunde. Kein umfassendes Programm, keine Standardisierung. Einfach ein paar Leuchtraketen für Notlagen, wenn die geistige Umnachtung übermächtig wird. Wie z.B. hier in diesem meinem depperten Beitrag. Nicht dass mir das keinen Spaß machen würde. Im Gegenteil. Ich hab hier und auch bei blogo himself immer wahnsinnig zuviel Spaß (jaja, peinliche Nabelschau; ihr kennt das ja von mir, wenn ich mal in meinem Garten hocke…). Das scheint mir aber eben gerade das Problemchen (wenn’s denn eines wäre…), dieser Geschlossenegruppetischbombenspaß, dem Außenstehende wohl nur noch müde abwinkend ausweichen. Ich denke, jeder für sich hat diese Leuchtraketen. Nur knallen wir sie uns gegenseitig ab wie die schärfste Natoraketenabwehr und schon ist wieder dunkel. Vielleicht ist das unser Programm? Vielleicht stehen wir sogar für den Siegeszug synaptischer Verdunkelung kommender Zeiten. Ein sich selbst verdunkelndes Fanal der Massenverblödung. Das könnte durchaus noch ziemich hip werden! Oder aber wir koordinieren die Leuchtfeuerabwehr der Dumpfbackisierung? Was wiederum ziemlich bieder… hmpf. Hm, hm, keine Ahnung.

      • Was verstehst du unter einer Leuchtrakete? Ich schreibe hier nicht für Außenstehende sondern, wei ICH Spaß daran habe und weil ich euch mag. Ich glaube ihr nehmt euch mit eurem Geschreibsel einfach viel zu wichtig. Das was hier passiert ist nicht das wahre Leben, tom. Was wollt ihr eigentlich? Wollt ihr von zig hundert anderen Stubenhockern und Langweilern, die nichts besseres zu tun haben unbedingt gelesen werden? Das ist nicht euer ernst, oder?

      • Immer ging’s hier nur darum, liebe ohneei, den Stubenhockern und Langweilern da draußen vor den Bildschirmen mit Zunder und Leuchtraketen den Weg des Schreckens zu weisen. Das ist mein heiligster Ernest.

      • Lieber Tom, der Geschlossenegruppetischbombenspaß ist mir selbst manchmal zu viel, an Außenstehende mag ich da gar nicht denken. Eine derartige Form von Selbstreferenz wäre für mich auch nichts; schon viel eher in der Form und im Gegensatz mit ohneeinander: Schreiben ist Leben.

        Den Ernst vom Schreiben trennen kann ich nicht, möchte ich nicht und das heißt für mich: Das was ich schreibe soll den Weg zu anderen finden können und finden.

        Das gegenseitige narrative Befruchten (nein, keine Pornographie) wäre das eine (wobei wir m.E. viel zu viel kopieren), eine Aufteilung das andere: Was ich mir erhofft habe, war eine Art Puzzle, das ein schillerndes Bild ergibt, das zusammen passt und auch wieder nicht.

        Blogo soll mal Regie führen. Und vielleicht sollten wir das auch im Layout verankern, jedem sein „Ressort“ (Abteil, Kolumne) geben und damit andeuten, dass wir für verschiedene Aspekte einer gemeinsamen Sache stehen.

      • Immerhin einen Versuch haben wir ja inzwischen unternommen, ein bisschen Regiearbeit in unsere autistischen Beiträge reinzuflechten. Wohin das führen musste, wusste man zwar schon, aber man soll nicht sagen können, wir hätten nicht alles Unmögliche versucht!

        Und ja, mete, ich stimme dir zu: Schreiben ist Leben. Falls man schreibt. Natürlich ist dann das Schreiben Teil des wahren Lebens. Wieso, ohneei, sollte es nicht das wahre sein? Ich denke, wenn’s ums Erleben geht, dann gibt’s da keine klare Trennung zwischen unmittelbar Erlebtem und bloß Ausgedachtem. Jedes „unmittelbare“ Erleben wird auch kognitiv verarbeitet, durch unzählige neuronale Schlaufen gejagt und hinterlässt Gedächtnisspuren. Wo ist da der Unterschied zum Schreiben als Prozess? Die wirkliche Unmittelbarkeit hätte nur eine rein sensomotorische Maschine. Wiedermal ein Zombie. Schreiben abstrahiert zwar überwiegend vom rein sensorischen Input, aber nicht mal das. Wenn draußen ein Vogel piept oder ein Hund bellt, kann das doch unmittelbar in die Fiktion eingebaut werden. Aber niemand könnte schreiben ohne den Fundus vergangener sensorischer Eindrücke im neuronalen Archiv.

  4. Ein bisschen war die Hoffnung natürlich auch, dass hier in diesem Blog so etwas wie narrative Dynamik entstehen würde (bei mir zumindest gab’s diese Hoffnung). Das ist anfangs durchaus (wenn auch auf etwas kauzige Art), später jedoch in keiner Weise mehr eingetreten. Ob das jetzt noch mal initiiert werden kann? Wenn, könnte ich mir vorstellen, müsste man einfach eine klare Rollenverteilung vornehmen; es bräuchte einen Regisseur, der beispielsweise Phorky nach seinem Temperament besetzt und mete nach dem seinigen usw. Das allerdings würde den Beitragenden zu nahe treten, sie fühlten sich, stelle ich mir vor, gegängelt, düpiert. Verstocktheit, das ewige Diskutieren, heftiges auf der Stelle Treten in potenzierter Form … all das wäre die Folge. Dann bastelt Phorky eine Paketbombe und schickt sie an mich. In letzter Sekunde tut’s ihm leid, doch was soll er tun? Telefonisch erreichen kann er mich nicht, er kennt mich ja nicht mal. Er hat nur die Adresse blogocentric park, z. Hd. Bob Macha. Das kommt an. Schon entzerre ich lachend (die Sekretärin ist im Raum) die Kordel, die das eckige Überraschungsei zusammenhält. Die Kamera hält direkt drauf auf meinen lachenden Mund, auf meine Freude, meinen Übermut. Man sieht, verzweifelt, noch einen Schwung hoffnungsvoller Praktikanten eintreten, die sich vom Chef persönlich begrüßen lassen wollen an ihrem ersten Tag … Dann ein harter Schnitt. Der blogocentric tower in Außenansicht. Im 82. Stock reißt es plötzlich ein bürogroßes Stück aus der verspiegelten Fassade, Trümmer wirbeln in die blaue Luft davon. Ein Vogel dreht erschrocken ab. Unten, auf dem Beton, liegt eine Hand. Abgerissen und allein. Ton: aus.

    • „es bräuchte einen Regisseur, der beispielsweise Phorky nach seinem Temperament besetzt und mete nach dem seinigen usw. Das allerdings würde den Beitragenden zu nahe treten, sie fühlten sich, stelle ich mir vor, gegängelt, düpiert.“ – Warum probieren wir das nicht aus? Ich meine, was gibt’s zu verlieren? Seit Wochen schreibt hier doch jeder nur seine eigne Blogecke voll und pisst vielleicht mal noch ans Rad eines andern Autopoeten. Blogo, mach doch mal den Regisseur und Gängler. Oder was meint ihr dazu, Jungs und Madls?

      • Ein Orchester hat auch einen Dirigenten. Nichts gegen Freejazz, aber auf Dauer sehnt man sich nach ein wenig Konsonanz. Mir wär‘ eben jetzt grad danach. Nach Konsonanz. Ich meine, Blogo ist ein begnadeter Blogozentrist! Wer wollte das bestreiten? Mir reicht das als Referenz, um ihn als unsern Regisseur vorzuschlagen. Auf Probe, selbstverständlich… Aber wenn wer schon vor Dunkelheit seine Leuchtraketen abfackelt, wird das wohl auch wieder nichts.

      • @ohneeinander: So ist das eben mit den autopoietischen Drama-Queens. Natürlich nehmen wir uns viel wichtiger als wir das sind.

        Hat Blogo nicht hier die Theatererfahrung? Dann kann er doch mal das Regiezepter schwingen. (Ich hab auch dreimal regiert, aber mehr auf meine stille Weise)

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